Wappensymbolik: Zurück zu den Wurzeln.

Lieber Zeitgenosse, der Sie sich gerade mit Genealogie beschäftigen und die Patina Ihres Geschlechts erforschen, sie tun etwas Wunderbares, für die große Gemeinschaft der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) führt es sogar zum Seelenheil. Sind Ihnen bei der Suche Agenten behilflich, ist aber Vorsicht angebracht, insbesondere wenn spätmittelalterliche Wappen, Armoriale und Verleihungsurkunden ausgegraben und Ihnen zugeordnet werden. Uns begegnen bei Omnia täglich naive Plagiate, Wappenschrott, Wappenkalauer, die nicht wert sind, daß unsere Glyptiker, Graveure und Tafelmaler an die Weiterverarbeitung gehen. Diese armen Dinge sind gewiß harmlos aber ohne Inhalt oder Bezug und zur Meditation ungeeignet.

“Die Wappen verdanken ihre Entstehung dem praktischen Bedürfnis, den im Kampfe infolge der Vollständigkeit und Gleichheit der Rüstungen unkenntlichen Krieger durch weithin sichtbare Kennzeichen für Freund und Feind zu unterscheiden”. Viele Historiker verwechseln das Wappen mit einer Panzermarkierung, so wie sie bereit sind 1000 Jahre Mittelalter als eine Epoche gleichzuschalten und der Papst sich für sämtliche Kreuzzüge pauschal entschuldigt.

Der bemalte Schild war schon den Germanen heilig. Die elementare Heraldik endet mit der Lebenszeit Hildegard von Bingens, und entsteht in der mystischen Epoche des Abendlandes. Sie erfasst über den heutigen Begriff hinaus den Heldenweg des Mannes im Licht der göttlichen Gnade und ist Abbild seiner Tugenden und Talente, der mythischen und mystischen Welt, des Buchs der Natur, des inneren Menschen und der Glorie. Wappen sind Bilder des Unsichtbaren, Kampfzeichen in heiliger Tradition.
Die moderne Wappenschöpfung wird diesem Anspruch nur selten gerecht.
Unzählige der aus Orts- oder Flurnamen, Stammes- oder Landschaftsnamen, Berufsbezeichnungen, Tiernamen, Heiligennamen oder Vornamen entstandenen Familiennamen werden direkt in heraldische Bilder übertragen. Familie Stiegl führt eine Treppe, Familie Geiger eine Geige. Ist die direkte Bildhaftigkeit nicht gegeben, interpretiert man die Initialen. Derart “redende” Wappen, selbst wenn sie etymologisch richtig sind, zeigen wie wenig hintergründig man bei ihrer Schöpfung vorgeht.
Um einem Wappen Patina zu geben, verwendet man gern überkommene Berufssymbole. Da jedoch die meisten heute noch blühenden Geschlechter bäuerliche Vorfahren haben, führt die Anknüpfung an diesen Sachverhalt zur geistlosen Monotonie, dasselbe gilt für Anspielungen auf die Ursprungsheimat des Geschlechts.
Rückwärts gewandte Wappen werden durch die von Generation zu Generation schwindenden Verwandtschaftsgrade blaß und bläßer und verlieren ihre Logik. Da die Vorfahren mit Fakultät steigen kann sich jeder von uns auf etwa 50.000 Verwandte zur Zeit der Namensbildung berufen. Der Mannesstamm ist verschlungen durch aquatische Abstammungsgemeinschaften, Ahnenverschiebung oder Implex.

“Heraldik ist das Bestreben, ein Wappen dem Familiennamen oder der Familientradition nachzubilden und als unveränderliches Kennzeichen einer bestimmten Familie zu führen”. Von Bildern des Unsichtbaren, den wahrhaft redenden Symbolen, den Ehrenzeichen des ritterlichen Helden mit mystischem und transzendentem Bezug führte eine Deklassierung zu den so definierten biederen Familienwappen, weil sich die unterdrückten Menschen nur noch als Glieder einer immerwährenden Kette Ihres Geschlechts verstehen konnten. Mit der Entwicklung des Wohlstands, des Bildungsniveaus und der bürgerlichen Freiheit steht wieder das selstbewußte Individuum (der kleine König) im Vordergrund und eine neue Heraldik geht zurück zu den Wurzeln, schreibt ihm die tausendjährigen hohen Symbole von Kraft, Ehre und Glorie, allgegenwärtig in der Geschichte des Abendlandes, Bilder von “hohem Sinn und Wesen”, Sinnbilder eben.

Bedeutung einiger Symbole