Protokoll zur Sendung „Leporello“ in ORF 1
Heraldik, Kodex, Mystik und Kultur des Rittertums sind ein faszinierendes Thema. Da tauchen Kräfte auf, die man modern als Motivation, Sozialhygiene und Wellness bezeichnet. Wenn Sie sehen, wie Wirtschaftsführer im fernen Osten aus Kult und Kampftraditionen der Samurai schöpfen, so kann ich nur sagen, wir hätten sowas auch und könnten den Menschen, die in unserer Gesellschaft etwas bewegen und Verantwortung tragen eine Stärkung anbieten, die aus den Werten des europäischen Rittertums kommt. Das Problem ist nur, daß man in dieser Medizin nicht komfortabel baden kann, sondern sie schlucken muß. Das heißt, der Patient muß in sich gehen und das Quentchen Glorie suchen, das der liebe Gott auf ihn hat fallen lassen. Der Herold kann nur behilflich sein, Charisma und Aura aus der Verschüttung zu heben, in Symbole zu fassen und in ein persönliches Wappen zu schreiben. Dieses ist strahlender Schmuck, Meditationsgegenstand und zugleich Erinnerung an die Herausforderungen und Verpflichtungen, welche die Ehre des Wappens auferlegt.
Der edle Ritter ist Archetyp des heutigen Managers, auch diesem wird Turniergeist abverlangt. Die Produkte der neuen Heraldik haben deshalb auch mit dem Management zu tun. Sie heißen Firmenlogo, Warenzeichen, Corporate Design, Corporate Identity und Personal Guiding. Wer die Wirkung der Symbole in Wappen oder Firmenzeichen bezweifelt, der soll Folgendes betrachten: Auch die höchsten Instanzen der Macht, Kirche und Staat schlüpfen in Wappen, um sich darzustellen.

Das Wappen ist nobel, elitär, adelt, verleiht Autorität. In den Chefetagen der Unternehmen sollten ganz bewußt persönliche Wappen geführt werden. Alle Menschen in exponierter Stellung, die sich überfordert und ausgebrannt fühlen, sollten nicht nur den Mediziner konsultieren, sondern mit der Motivationslehre und den seelischen Heilmitteln des Rittertums bekannt werden. Für den Anfang sollten sie ein persönliches Wappen für sich nutzen. Sensibilität vorausgesetzt, werden sie eine Läuterung finden, deren Energie sie an ihre Organisation oder ihr Unternehmen weitergeben. Jedes Corps und jede Führungshierarchie läßt sich, nach 800-jährigen Regeln, durch Symbolkraft ausrichten, reinigen und motivieren.
Die Begriffe Familienwappen und Bürgerwappen schaden dem Verständnis der Heraldik. Sie stammen aus dem Wörterbuch der Genealogen und treten oftmals in obskure Beziehungen. Nur wenige Adels- und Kurienwappen des Gottesgnadentums besitzen Ewigkeitswert. Die elementare Heraldik kennt darüber hinaus keine Ewigkeit oder Erblichkeit von Wappen, sondern zieht altgeführte Schilde allenfalls als Patenwappen heran. Historische Wappen sind Sterbebildchen unserer Vorfahren.
Das wieder in Mode gekommene Bemühen um vagen adeligen oder bourgoisen Konnex ist Suche nach Patina und heraldisch zu belächeln. Omnia erzeugt daher keine Familienwappen, sondern das „Insigne Generis“, das Wappen als individuellen Gegenstand, Abbild der Kraft, der Talente, Tugenden und Intentionen einer Persönlichkeit und ihrer Nähe zur Glorie. Gerade dieser Individualität entstammen ja auch die Wappenbäume der alten Geschlechter. Der Ritter zog mit leerem Schild aus, bewies Stärke und Ehrhaftigkeit im Turnier, dann erfolgte das Ameublement, das Einrichten von Schild und Wappen durch den Fahnenherold.
Das heraldische Emblem symbolisiert die Ehre, den sogenannten „guten Namen“ einer Person oder eines Unternehmens und wird dem Gefolge, also der Familie, Kundschaft oder Belegschaft schützend, integrierend und motivierend vorgehalten. Es wirkt aber auch nach innen zur Selbstfindung und zum Erhalt der Selbstähnlichkeit seines Trägers.

Da sich der Herold in Symbolen ausdrückt, also auch konkrete Gegenstände schafft, wie Wappenbilder, Skulpturen, Stickereien, Wappenröcke, Fahnen, Petschafte, Gold- und Steinschmuck, ist er auf die Mitwirkung von Kunsthandwerkern angewiesen. Besonders beansprucht wird der Glyptiker, seine Miniaturen, der Siegelring, Bullamanica und Cyclamor, sind nicht nur repräsentativer Herrenschmuck und Talisman, sie strahlen Ehre und Würde Ihres Trägers nach innen und außen und bewachen die Identität seiner Entscheidungen und Handlungsweisen.

Renaissance der Heraldik