OMNIA Heraldik: Renaissance der Symbole

Mit »Heraldik« wird gemeinhin die Wappenkunde begriffen, ein Relikt der Vergangenheit, mit Bezügen zum Rittertum, zum Feudalismus und abgelaufenen Privilegien des Bürgertums. Eine historische Hilfswissenschaft ohne aktuellen Wert.
Die wenigen Idealisten ihrer Renaissance verwahren sich gegen diese Einengung, findet sich in ihrer Etymologie doch der heros, als Held im Licht der Glorie und in ihrem Leuma der mystische Biotonus des Rittertums. Heraldik ist die Philologie des Heldenwegs und die Heroldskunst, also alle Wappen, nur deren äußerliche Zensur. Die Grundlagen schlummern aber die Heroldskunst lebt und nährt ihren Mann, allerdings tragen Ihre Produkte neue Namen.

Der Herold verwaltet die Sprache der Symbole, eine präzise und einfallsreiche Sprache mit eigener Syntax, Grammatik und Orthographie. Sinnbilder haben mehr Ausdrucksvermögen als Wort und Schrift, sie überbringen Schwingungen von mystischer Kraft. So erklärt es sich, daß Embleme und Wappen von öffentlichen Körperschaften als Hoheitszeichen der Macht benutzt werden und aktuell die Gebietsreform in Deutschland ließ ein Arsenal neuer Wappen entstehen.
Jedes Unternehmen braucht Heraldik, also tiefe, anrührende Symbole als Logo, Signet, Marke seiner Produkte und integrierendes Zeichen der Betriebsgemeinschaft. Die Kunst des Herolds hilft, emotional erlebbare und motivierende Markenbilder zu schaffen. Corporate Design, ein System zur Motivation und Selbstdarstellung von Unternehmen und Organisationen ist Heraldik par Excellence und eigentliche Aufgabe eines Fahnenherolds.

Corporate Identity, gruppendynamisch verstanden, ist im Grunde ein Kraftfeld aus dem Spektrum der Heraldik, das schon den Ehrenkodex und die mystische Motivation des Ritters hervorbrachte. Heraldik, ist die 800 jährige Lehre von symbolischer oratio und meditativer Verwirklichung des tugendhaften Menschen mit Wirkungen der Selbstfindung, Leistungsmotivation und sozialer Hygiene.
Anerkannte Spitzenleistungen auf allen kulturellen Gebieten werden durch öffentliche Ehrungen plakatiert. Auch hier genügen nicht Wort und Schrift, sondern man verleiht Attribute wie Figuren, Pokale und Orden in einem heraldischen Ritual.

Ein Symbolkraft strahlendes Ehrenzeichen honoriert das Vorbild und kann das Auditorium zur Nachfolge motivieren. Die Funktion der Symbole im Sport und Vereinsleben ist eher oberflächlich aber es kann beeindrucken, die verbindende Rolle der Fahnen, Farben und Embleme im Begeisterungssturm zu erleben. Ein Appendix der neuen Heraldik ist die Gestaltung und Verwaltung von persönlichen Wappen. Die Wappentradition wurde neu inspiriert durch die Eigenständigkeit und Freiheit, welche der demokratische Staat seinen Bürgern gewährt. Die neue Heraldik spricht in diesem Zusammenhang nicht gern von Bürgerwappen oder Familienwappen. Erblich, also unsterblich sind nur die Wappen des Gottesgnadentums, sie sind ein Privileg des Adels. Natürlich kann ein ehrwürdiges Bürgerwappen als Erbgegenstand geführt werden, aber eingeschränkt als Zeichen der Herkunft und daraus abgeleiteten Stellung. Gerade dies widerspricht jedoch den heraldischen Intentionen.

Die elementare Heraldik sieht das Wappen als Verdienst, als rein persönliches Attribut, Ausdruck einer sozialen Vorrangstellung, gegründet auf Moral, Superiorität und Freiheit seines Trägers. Es tritt als Personalie neben seinen Namen und verkörpert die Ehre dieses Namens, den sogenannten „guten Namen“. Das persönliche Wappen wird also exklusiv geschrieben und enthält allenfalls Genealogmen von in der Ahnenreihe tradierten Wappen. Die Tradition dieser Individualität der Wappenführung bezeugen die Ahnentafeln und Wappenbäume alter Familien. Der gewappnete Ritter zog mit leerem Schild aus, bewies Tugend und Talente für das Ameublement und verteidigte fotan seine Zeichen, also seine Ehre, im Turnier. Hier entspringt die motivierende Kraft der Heraldik für moderne Menschen.

zu diesem Thema eine Sendung des ORF