Alles ist Blatt

Wenn Goethe reflektiert wird, denkt man an seine Hauptwerke, von der „Italienischen Reise“ über die „Wahlverwandtschaften“ und „Die Leiden des jungen Werther“ zu „Egmont“ und „Faust“. Der Naturwissenschaftler und Europäer Goethe steht im Schatten des Literaten, Lyrikers, Dramatikers und Philosophen. Als umfassend gebildeter Mensch war Goethe sensibilisiert für Reize aus allen Gebieten des Geistes und der Natur. So konnte der Besuch des botanischen Gartens in Padua 1796 Anlaß schöpferischer Intentionen werden. Vor einem ausgezeichneten Exemplar von laurus nobilis, dem echten Lorbeer, der noch heute als Goethestrauch bekannt ist, überfiel ihn die Idee der Urpflanze „Pianta Originaria“. Dieser spontane Eindruck, der später in der „Metamorphose der Pflanzen“ entwickelt wurde, bestätigte die These von der Einheit der Natur und führte zu der Überzeugung, daß die Natur aus ihr selbst erfahren werden kann sowie zu dem philosophischen Schluß „Alles ist Blatt“.
Der Lorbeer ist als vorheraldisches Sinnbild der Griechen metaphysisch verklärt. In der Heraldik ist er Zeichen des Sieges, des Ruhms, der Herrschaft und Trophäe des Helden. Die Strukturen des immergrünen Lorbeerblatts symbolisieren die Glorie in der Schöpfung, transzendente Genialität und Phantasie. Der Lorbeer wurde also nicht zufällig zum Erfahrungsobjekt der Naturmorphologen.
Es kann beflügeln, beim Aufbau der Strukturen Europas naturgesetzliche Konzepte einzuweben und Teile des von Goethe unvollendeten Werkes aufzunehmen. „Alles ist Blatt“ bedeutet gleichermaßen „Europa ist Lorbeer“.
PromEurope wurde 1950 in Paris von Exponenten der Herrenmode aus sieben Ländern gegründet, auf der Suche nach einem gültigen europäischen Bekleidungsstil, gegenseitiger Inspiration und einem alljährlichen Wettbewerb der Stylisten um einen begehrten Wanderpreis: den goldenen Lorbeer.
Das goldene Lorbeerblatt „Laurier d’Or“ von PromEurope schmückte ein Jahr lang die Revers der siegreichen Kollektion im Handel.
Die letzten Preisträger waren 1976 die Schildt-Gruppe, Regensburg und 1977 Armand Thiéry & Sigrand, SIVEM Paris/Merignac.
Der Freundeskreis PromEurope fand sich lange vor der Institutionalisierung Europas. Leider ereilte die damals hochstehende Bekleidungsindustrie ein Strukturwandel zur Deklassierung. Ihre Agonie ist Lehrmodell für die gesamte europäische Wirtschaft und ihr Ehrenzeichen, der goldene Lorbeer, bezieht daraus eine erweiterte Symbolkraft.Die Wirtschaft ist, heraldisch begriffen, das Chlorophyll in der Blattstruktur Europas, solange sie die lebenswichtige Synthese aus Innovationen, rationellen Verfahren, Menschenbildung, Ökologie, Selbstähnlichkeit in Design und Marketing und Solidarität mit den europäischen Beschaffungsmärkten darstellen kann.

Der Leistungswettbewerb von Unternehmen europäischer Identität im Weltmarkt ist ritterliches Turnier, ehrenhaftes Ringen um den Lorbeer. Das goldene Lorbeerblatt von PromEurope gehört zwar weiterhin den wenigen Créateuren der Bekleidungsindustrie, die angesichts der Jeans-Welle noch einen abendländischen Kleiderstil und dessen anspruchsgerechte Herstellung im Lande wagen. Wenn das Lorbeerblatt als übergreifendes Symbol der Metamorphose Europas begriffen wird, kann die Preisverleihung jedoch erweitert werden auf initiative Unternehmen der Terre Sainte und deren Erzeugnisse von kulturellem Wert.
Die Ehre des goldenen Lorbeerblatts von PromEurope wird damit ganz allgemein Gegenständen und Leistungen zuteil, die Europa im wirtschaftlichen Segment profilieren und strukturieren. Seine glanzvolle Verleihung durch exponierte Europäer soll zugleich für den Kodex des Rittertums werben, eine 1000-jährige, auch die Wirtschaft prägende Ethik aus Gottes Hand. Sie ist Schild ihrer europäischen Identität und Impuls zur Selbstfindung, Selbstähnlichkeit, Ehrhaftigkeit, Leistungsoffensive, Solidarisierung und Sozialhygiene. Sie erzeugt Prägnanz und Appellatio abendländischer Unternehmen im Global Market und bildet die heraldische Klammer der Europäischen Union.