Samuel Grienstein,
prominenter Werbetexter von The Gap Inc. sollte einen Slogan für
eine US-Werbekampagne kreiren. Da er wenig Beziehung zu formeller Kleidung
hatte, entschloß man sich, anstelle langer Erläuterungen, Ihn
von Kopf bis Fuß von Charles Austen einzukleiden. Hier sein Produkt,
der fertige Slogan: Kleidung ist kein
Ding, sie ist ein vielschichtiges Kulturgebilde mit Aspekten der Moral
und Hygiene, Soziologie, Ästhetik und Philosophie. Seit es den Menschen
gibt, wirkt er auf seine Körpererscheinung ein, bildet sein Kleider-Ich. |
Die
Kleidung kann also ihren Träger erheblich beeinflussen. Niemand wird
auch den hohen Ausdruckswert der Kleidung bestreiten. Die Heraldik spricht
von einer Strahlung der Kleider nach außen und innen, der Kluge
wird diese im Berufsalltag für sich nutzen. Der Stil der Herrenkleidung hat sich in den letzten Jahren gelockert und, nach Events ausgerichtet, diversifiziert. Dem Anzug hat diese Entwicklung gut getan. Es gibt heute eine international gültigeLinie. Eine Evolution in Ästhetik und Komfort, einen sachlichen und praktischen Stil als Ausdruck unserer Zeit, wo in der Einstellung zur Umwelt das Objektive, Sachliche, die Ratio, die Leistung vorherrschen. Viele verurteilen die Vermassung in blauen Jeans-Hosen, die ja kein Modetrend sondern syndikale Manipulation ist. Es gibt weniger Anzüge dadurch, ihre Produktion ist in Deutschland von 13 Mio. in 1985 auf aktuell 1,4 Mio. gesunken. Aber der gute Anzug gewinnt gerade dadurch eine völlig neue Dimension der Exklusivität. Er erhält heraldische Kraft, die suggestive Wirkung eines Würdekleids der Upper-Class gegenüber einem modisch verarmten Publikum. Er wird Symbol der Eleganz. Den kultivierten Herrn zeichnet ein modischer Konservatismus aus. Die Zurückhaltung, also schlichte Eleganz, erfordert Ausgewogenheit des Wesens und charakterliche Reife. Jugendliche sind daher selten elegant. Eleganz setzt persönliche Kultur voraus, weshalb wirkliche Eleganz erst durch Erziehung oder Beratung erreichbar ist. |
Die kultivierte
äußere Form im Benehmen und in der Kleidung ist dann nur Ausdruck
der inneren Bildung. Im Begriff der Eleganz liegt also kein geringer Wert.
Sie ist ein europäisches Ideal. Um sich heraldisch richtig anzuziehen,
muß man vor allem sich selbst gut kennen, die Symbolik des eigenen
Körpers, das Charisma und die Aura. Der Couturier und Fahnenherold
Charles Austen gibt im Rahmen der Seminare Personal Styling
und Image Guiding Anleitungen dazu. Die Symbolik des menschlichen Körpers macht sich der Chiromant, der Handlinien-Deuter, zunutzte, wenn er aus Bewegungsfalten der Hand Ähnlichkeitsbeziehungen und Zusammenhänge herstellt. Für unsere kurze Betrachtung können nur grundlegende heraldische Zusammenhänge zwischen Körper, Styling, Mode und Verhalten herausgegriffen werden. |
Eine
Schlüsselstellung hat die Gestaltsymbolik. Der straff aufgerichtete
männliche Leib ist Symbol der geistigen Aufrichtung, das handgreifliche
Merkmal eines geistbestimmten Sonderranges des Menschen in der Natur.
Die fehlerlos aufrechte Haltung suggeriert Würde, Mut, Tapferkeit
und Autorität: Man wächst mit seiner Stellung."
Die vertikale Linie, körpernahe
Silhouette des Anzugs und der schlanke Übergang von Sakko zu Hose,
sowie seine Ausformung und Fixierung zum korrekten Kleidungsstück,
unterstützen die Haltung des Mannes. Extrem ist hier die Wirkung
des Fracks, des feierlich niederwallenden Rocks, der rhythmisch schwingend
das Schreiten begleitet und zur aufrechten Haltung förmlich zwingt.
Der Cutaway steht zwischen Frack und Sakko, er ist nicht so rassig wie
der Frack, sein Schnitt paßt sich der Behäbigkeit eines soliden
Bürgers schon besser an. |
Der Kopf des Mannes
ist als Träger des Zentralorgans der exponierteste Körperteil.
Mannigfaltig sind die Mittel, das Aussehen des Kopfes und Gesichtes zu
verändern, zu verschönern oder interessant zu gestalten. Frisur
und Barttracht, Kopfbedeckung, Schmuck, Brille und Kosmetik wirken zusammen.
Auch vor einer chirurgischen Straffung der Haut oder Veränderung
des Knochenbaus schrecken manche nicht zurück. Das Haar ist Sinnbild des Lebens, der Seele und der männlichen Kraft. Langes Haar erzeugt starke Gebärden und ist Zeichen der Freiheit, kurzes Haar Ausdruck rationaler Einstellung. Die Schur des Haares kann Kulthandlung sein: Opferung, Reinigung, Weihe. |
Bärte
fallen in Zeiten der bartlosen Mode besonders auf, verleihen Originalität.
Lippenbärte sind ein Hilfsorgan des Empfindens und symbolisieren
Existentialismus und erotische Lust. Der Vollbart vergrößert
das Haupt und vermittelt den Anschein der Gelassenheit, Güte und
Väterlichkeit. Der Hals enthält die lebensverbindenden Organe Luftröhre, Speiseröhre, Schlagader und Wirbel- säule fast ungeschützt, nahe an der Oberfläche. Der Hals ist daher das empfindlichste Körperteil. Wer angegriffen wird, hebt zum Schutz die Schultern und senkt das Kinn. Der Ritter trug einen Achselwulst als Halsschutz, die sog. Halsberge. Das Geschlossene um den Hals, also der Kragen, erhöht beim Träger das Bewußtsein der Haltung, weil er sich durch die Enge und Stärke des Kragens, wie in ein Korsett gespannt, zu Steifheit und Distanz disponiert fühlt. Das Sich-gehen-lassen ist verbunden mit dem Öffnen, Ablegen oder Fehlen solcher Halsbekleidung. Die Krawatte ist oft die Visitenkarte für den Geschmack des Herrn und kommt dem Charakter eines Farbtests nahe. Sie ist das einzige ausgesprochen dekorative Kleidungsstück des Mannes, das ihm von der Buntheit seiner historischen Gewänder verblieben ist. |
Arm
und Hand bilden zusammen ein Organ. Es ist ein Werkzeug von ungeheurer
Vielseitigkeit, über das der menschliche Wille frei verfügt
und das deshalb eine starke Beziehung zum Ich-Bewußtsein besitzt.
Der Arm vertritt den Menschen als pars pro toto. Die Ritter trugen Ärmel
ihrer Damen als Wappenschmuck, so sehr schätzte man ihre stellvertretende
Funktion. |
Da Gefühlserlebnisse
häufig von Veränderungen der Atmung und des Herzschlags begleitet
sind, wird die Brust als Hort der Gefühle angesehen. Wer sein Ichgefühl
zum Ausdruck bringen möchte, der bläht sich auf, wirft sich
in die Brust. Der Anzug betont diese zentrale Körperpartie sehr vorteilhaft
durch Fronteinlagen und Schulterpolster, aufgeschlagene Kragen und Revers.
Der Blazer zeigt Knöpfe in schmuckhafter Form. Es ist kein Zufall,
daß auch Orden an der Brust getragen werden. Wichtig ist auch, wie man den Sakko trägt, offen oder geschlossen. Hier zeigen sich ein Grad von Selbstbehauptung oder die kultivierte Distanz. |
Der
Unterleib ist der Ort elementarer Lebenstriebe und teilweise Schamgegend.
Der Mann hat triftige Gründe, sich hier schützend zu verhüllen.
So wurde die Hose zum Zeichen des männlichen Geschlechts und der
Herrschaft im Hause. Der Bauch wird diskret unter Bundfalten verborgen.
Heraldisches Stilelement der Hose ist die Bügelfalte. Sie ist Ausdruck
des sachlich-perfekten, technisch-konstruktiven. Da die Bügelfalte
schnittig, vulgo schneidig wirkt, ist sie eine Äußerung des
soldatischen Geistes. Der Mann mit Bügelfalten fühlt sich tatsächlich
straffer, er drückt unwillkürlich die Knie durch, um den Fall
der Hose und den scharfen Bug zu zeigen. Ein Mann in solchen Hosen ist
nicht recht geneigt, sein Knie zu beugen. Zur Rumpfbekleidung gehört
auch der Gürtel. Er hebt die Gestalt durch Hüftbetonung besser
hervor. Mit einer edlen Schnalle ist er auch Schmuck. Der Gürtel
gibt das Gefühl der Festigkeit und Straffheit und ist Symbol der
Macht. Eine besondere Art des Gürtels, die Schärpe, gehört
deshalb zur Staatsrobe. |
In vielen Kulturen finden
wir Fuß und Schuh als Sinnbild von Recht und Besitz. Worauf man
den Fuß setzt, das erklärt man als unterworfen und eigen. Speziell
der Stiefel ist Ausdruck des Gewalttätigen. Rücksichtslose und
gewalttätige Menschen treten bekanntlich laut und vernehmlich auf,
einige verstärken diese Wirkung durch Eisenplättchen an den
Sohlen. Gerade wegen dieser Eigenschaften soll aber der Schuh schlicht
sein und sich nicht hervorheben. Ein gut geputztes Paar älterer Schuhe
bewirkt mehr Vertrauen als ein ungeputztes neues Paar. Der Schuh bestimmt
den Eindruck mit, den der Anzug im Ganzen macht. Die Mode läßt
das Hosenbein auf dem Schuh aufsitzen und keine Socken sehen. Der Anzug
wirkt dadurch geschlossener.
Die Pariser Haute Couture geht auf die Fahnenherolde des Mittelalters zurück, die ersten Designer und Jünger der heraldischen Kunst. Sie erkannten, wie reich und vielseitig die Kleidung verbunden ist mit der Ethik der menschlichen Seele und ihren Gestaltungen in Kultur und Sozialgemeinschaft. Der Wappenrock des Ritters ist mystisch verwoben mit den transzendenten Bezügen zur Glorie. Ordenskleid, Würdekleid, Rangzeichen und Rüstung mit symbolischer Strahlungskraft. Der moderne Herold sieht fragmentarische Beziehungen zur kultivierten Herrenkleidung unserer Tage und entdeckt in ihr Symbole für Talente und Tugenden nach dem Kodex des Rittertums. Die sieben Wappenkleider des Mannes entsprechen den sieben Waffen des Ritters und stehen in Zusammenhang mit den Waffen des Lichts, von denen der Apostel Paulus spricht. |
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In dieser Intention erzeugt Charles Austen Herren-Modell-Kleidung von heraldischem Wert, das Insigne Generis, den Siegelring, Bullamanica und Cyclamor. Ausstattung des kultivierten Herren für große Tage der Tat. |